Ausgehend von der grafischen und zeichnerischen Neigung des Malerpoeten verwundert es nicht, dass sich insbesondere die Farbe Schwarz in seinen Werken wiederfindet. Das gilt in hohem Maße für die Lithographie mit ihren Möglichkeiten der feinen Grauabstufungen. In den Temperabildern wird insbesondere die Farbe Blau sehr intensiv und kräftig genutzt, und es finden sich auch immer wieder Rot- und Brauntöne. Auch wenn man bei Zeidler nicht von „farbenfroh“ sprechen kann, ist sein Lebenswerk alles andere als trist. Dabei beschränkte sich der Künstler nicht immer auf quadratische Bilder, sondern wählte häufig den Kreis als optimales Format für seine Bilder. Die Motive der Kreisbilder liegen dabei immer innerhalb des Kreises und sind somit für runde Passepartouts geeignet. Bei den Lithographien ist eher das Gegenteil der Fall, denn dort brechen Elemente immer wieder aus den Kreisen und Rahmen aus.
In seiner Publikation „Atelierbesuch“ beschreibt er seine Neigung zu blauen Kreisbildern auf sehr humorvolle Weise:
„Falls unser blauer Planet einmal Bilder exportiert, werden meine dabei sein, weil die Empfänger im Weltall selbstverständlich blaue Kreisbilder erwarten.“
– Hans-Joachim Zeidler, Atelierbesuch, 1985
Für Zeidlers Vorliebe für die Farbe Blau gibt es eine Erklärung, die zu seinen Lebzeiten nur seinen engsten Vertrauten bekannt war, und erst in im Jahre 2022 durch das Buch „Berliner Malerpoet Hans-Joachim Zeidler – Das lithographische Lebenswerk im Geo-Zentrum Solnhofen“ öffentlich bekannt wurde. Der Künstler war farbenblind, genauer hatte er eine Rot-Grün-Schwäche. Diese Tatsache erklärt auch die bevorzugte Farbe Blau in seinen Werken. Während das Blau oftmals sehr kräftig und strahlend ist, wirkt das Rot meist sehr erdig und mischt sich in der Regel mit Brauntönen. Grün hingegen taucht eher selten auf und wenn dann meist „schmutzig“.
Hans-Joachim Künstler schuf Bilder und Strand-Collagen in kleineren Formaten, dafür genügte ihm ein Tisch in seinem lichtdurchfluteten Atelier, oder eine Staffelei auf Reisen. Die starke Beziehung zum Meer und der Gezeitenküste in der Bretagne fiel in seinem Atelier in Berlin-Südende besonders auf, danach die Liebe zu Steinen, Fossilien, Wüsten, Fabeltieren, Vulkanen und alten Meistern. Die Vitrinen waren wohlgeordnet, gefüllt mit Meergetier, römischen Funden, prähistorischen Werkzeugen und Fossilien. Seine Pinsel waren zu einer Plastik arrangiert, als wären sie die Vorlage für seine frühe dreifarbige Lithographie „Stillleben mit Petroleumlampe“ von 1964, gewesen. Zeidler lebte und arbeitete in einer Wohnung, deren Einrichtung und Sammlung selbst ein Kunstwerk war.
Hans-Joachim Zeidler schuf keine monumentalen Werke für die Museen. Die Werke des Künstlers liegen größentechnisch etwa zwischen 15 und 75 cm. Somit sind sie für den „Hausgebrauch“ tauglich, was Rahmung und Ausstellung sehr vereinfacht. Hier zeigt sich, dass der Malerpoet insbesondere für private Sammler gemalt hat. Auch diverse Verkaufseinträge im Werkverzeichnis untermauern die Annahme.
[Der ursprüngliche Text stammt von den Kuratoren Dr. Martin Röper & George Arauner und war Teil der Ausstellung „Berliner Malerpoet Hans-Joachim Zeidler – eine Retrospektive“ vom 30.06. bis 06.08.2023 in der KunstSchranne Weißenburg.]
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