Zeidler war ein Manierist, der im Stil des Phantastischen Realismus malte und zeichnete. Diese Stilrichtung in der Malerei trat nach dem zweiten Weltkrieg im deutschsprachigen Raum vor allem in Österreich und Deutschland in Erscheinung. Ihre Vertreter waren fast alle noch traumatisch von den Schrecken des Zweiten Weltkriegs geprägt. Die Malweise orientierte sich an der Perfektion der Alten Meister. In diesem Sinne lebte und malte Zeidler im modernen Nachkriegsberlin als Manierist seiner eigenen Epoche. Die Feinmalerei in einem psychologisierenden Stil nahm bei ihm auch surrealistische Elemente auf. Das Spektrum reichte u. a. von Fabelwesen des Weltraumes ebenso wie der Tiefsee.
Für das Magazin ANABIS, Heft 23, 1969, einem Magazin für Utopie und Phantastik, schuf er eine Reihe von Original-Grafiken, darunter „Der alte Teufel schreibt seine Memoiren“. Mit poetisch pointierten Texten wurde Hans-Joachim Zeidler eine Berliner Doppelbegabung. Zeidler konnte Themen und Elemente seines Schaffens, wie Vogelscheuchen aller Art, Ballonflüge und Atelier auf Reisen in einer Fülle von Ideen in Bild und Text kombinieren. Im Jahre 1978 brachte der Malerpoet sein Buch „Die Lithographien, 1962-1977“ im Nicolai-Verlag heraus. Im Kapitel „Lob der Steine“ beschrieb der Künstler die Entwicklung von „Sprachbildern“ aus wörtlich genommenen Worten wie „Buchfink“, „Brieffalter“, „Lumpenhund“ und „Schneefink“. Zudem reizte es ihn nach eigenen Angaben, die Lebensumstände solcher Geschöpfe aufzuschreiben.
Zeidler war in der (West-)Berliner Gesellschaft der Malerpoeten eine feste Größe. Seit dem Jahr 1973 schrieb er zudem mehrere satirische Sonntagsserien für den Tagesspiegel, sie wurden im Jahr 1975 als „Berliner Spottberichte“ in Buchform publiziert. In vierzehn Satiren voller skurriler Einfälle glänzte der Malerpoet mit Lust an der Satire durch Virtuosität seiner Phantasie.
[Der ursprüngliche Text stammt von den Kuratoren Dr. Martin Röper & George Arauner und war Teil der Ausstellung „Berliner Malerpoet Hans-Joachim Zeidler – eine Retrospektive“ vom 30.06. bis 06.08.2023 in der KunstSchranne Weißenburg.]
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